lok2007

 

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Nein, kein Monster wie Nessie vom Loch Ness oder das in Schweden ebenso populäre Odjuret, Östersunds Wahrzeichen, das Ungeheuer vom Storsjön

…es geht hier vielmehr um die größten Lokomotiven der Welt.
Sie ziehen die achttausend Tonnen schweren Erzzüge entlang des Torneträsk, Lapplands größtem natürlichen See, nach Norwegen.

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Die ältesten heißen Kunigunda, Oskar, Sofia oder Victor (nach den Gruben in Kiruna), stammen aus den 60er Jahren und sind fast so lang wie Nessie,
nämlich 35 Meter. 7200kW aus sechs Fahrmotoren machen die Erzloks etwa 75 Km/h schnell auf der Strecke. Mit Zug.

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Die dreiteiligen, stangenangetriebenen MTAB Dm3 Lokomotiven, so die offizielle Bezeichnung, warten im Depot in Kiruna auf ihren Einsatz.

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Unten die moderne, aber etwas schnöde Dm3-Ablösung. Die noch schwerere, einzeln 22,9m lange Nachfolgebaureihe IORE,
gebaut von Bombadier in Kassel, wird als Doppellokomotive eingesetzt.
Eine Doppellok leistet 10800 kW (2× 7342 PS) bei 360t Leermasse und kann damit 8600t schwere Erzzüge ziehen,
die bis zu 6880t Eisenerz über die recht steigungsreiche Strecke transportieren. Die ersten Loks wurden im Jahre 2000 in Dienst gestellt.
Auch diese haben Namen: allerdings profane Ortsnamen wie z.B. 108 Torneträsk, 114 Rautas, 116 Stordalen und 118 Murjek.
Weihnachten 2009 wurden immerhin die viel netter klingenden 119 Koskullskulle und 120 Kaisepakte getauft.

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Man entgeht den Monstern nicht

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Auf dem großen Schotterparkplatz vor der Fjällstation-Haltestelle in Abisko kann man sehr gut ein Wohnmobil während längerer Fjälltouren im Nationalpark sicher abstellen oder von dort auch als Stützpunkt für Tagestrips im Nationalpark nutzen.
Der Kungsleden beginnt nur einen Steinwurf weit, deshalb ist hier ein hervorragender Ausgangspunkt für eine mehrtägige Tour, z.B. nach Nikkaluokta, am Kebnekaise vorbei.

Eine sehr empfehlenswerte Fjälltour von fünf bis sieben Tagen, wenn man auch noch auf den „Kebne“ will.
Von der Fjällstation Nikkaluokta kann man sehr komfortabel mit dem Schnellbus zurück nach Kiruna gelangen und hat dort per Bahn wieder Anschluss zum Ausgangspunkt Abisko.
Spätestens dann wird auch das Interesse an den vorbeirauschenden Monsterzügen geweckt, im wahrsten Sinne des Wortes.

Dm3 1211-Konsuln ballert hier nachts full speed mit ein paar tausend Tonnen durch den Haltepunkt Abisko Touriststation.
Ein paar Stunden später poltert er zurück. Zwischendurch kommen andere…

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Wenn man nach der Rückkehr von einer Tour in der Nacht zig mal von den Erschütterungen der vorbeidonnernden Züge geweckt wird,
freut man sich doch gleich, mit den Lappländischen Unikaten wieder in die Zivilisation zurück geholt zu sein und steht auch gern mal auf, um sie zu fotografieren.
Im halbstündlichen Rhythmus, auch an Feiertagen, geht´s über die 2009 renovierte Trasse mit den neuen 120t-Luftdruckbrems-Loren, die ganz toll pfeifen können.
Sie werden, nach zahlreichen Tests auch mit fremden Fabrikaten, inzwischen in Kiruna selbst gefertigt. 680 Stück wurden bis 2010 bestellt.
Die verbliebenen, modernisierten Dm3 bleiben weiter im Einsatz. Natürlich sind die für den Laien auch viel attraktiver als die neuen Monsterloks.

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Dm3 1246-Oskar legt sich in die Kurve, ab hier wird gebremst bis zum nächsten Tunnel.

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Nur an wenigen Stellen kann man einen Zug auf der Strecke in Gänze sehen, sie sind einfach zu lang.

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Kiruna-Narvik ist die wohl einsamste Bahnstrecke Europas durch die Bergwelt Schwedens und Norwegens, 200 Kilometer nördlich des Polarkreises.
Erbaut wurde die extrem aufwändige Strecke mit 25 Tunneln schon zwischen 1898-1902, um das Erz von Kiruna, aus der größten Untertage-Mine der Welt,
bis zum 167Kmentfernten, ganzjährig eisfreien Hafen Narviks an der Atlantikküste zu befördern.
Ihre Geschichte - Ofotbahn sagen übrigens die Norweger - ist untrennbar sowohl mit der Entstehung aller Nationalparke der Region,
sozusagen als Wiedergutmachung für den Raubbau an der Natur, als auch mit dem Aufstieg Schwedens zur Industrienation zu Beginn
des zwanzigsten Jahrhunderts verbunden. Sie ist unter großen Opfern der samischen Urbevölkerung und der beteiligten Streckenarbeiter als erste
elektrifizierte Strecke Schwedens entstanden. Porjus I, das erste Groß-Wasserkraftwerk des Nordens, lieferte
bereits 1915 den Streckenstrom für
den
dann elektrifizierten schwedischen Streckenabschnitt Kiruna-Riksgränsen.

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Viele der damaligen streckenbegleitenden Arbeitswege (Rallarvägen) kann man heute noch wiederfinden und erkunden.
Inzwischen sind sie auch teilweise touristisch beschildert. Alte Arbeiteransiedlungen, aber auch Friedhöfe liegen unmittelbar an der Strecke.
Eine schöne Tour ist die von Abisko nach Riksgränsen, wenn dort auch immer mal mit Niederschlag zu rechnen ist. Schwedens regenreichster Ort.
Der
einsame Nationalpark Vadvetjåkka, der nördlichste Schwedens, ist hier ebenfalls ganz in der Nähe, direkt an der norwegischen Grenze.
Von Abisko aus kann man
zu ihm sehr bequem bis zur Bahnstation Låktatjåkka fahren, von dort sind es dann noch etwa 12 Kilometer.
Das geht auch vom Nordwestufer des Torneträsk aus, per Bootstouren ab Abisko und Björkliden.

Der Start. 1229-Rektorn holt seinen Zug vor der Kulisse des riesigen Abraumberges in Kiruna-Stadt.

IORE 108/114 zieht hier unter freundlichem Winken bergab hinter Riksgränsen nach Norwegen:

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Loren, Loren, Loren. Bis zu 68 pro Zug, hier bei der Durchfahrt des Haltepunktes Torneträsk.


Die Strecke verläuft immer wieder parallel zur E10, so dass man manchmal gleichauf fährt.

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Der Endpunkt. Narvik, mit seinem vom Golfstrom eisfrei gehaltenen Hafen.


Dort geht das Erz geht auf´s Schiff und die Bahn fährt leer oder mit anderem Massengut zurück.

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©2011 Burkhard Schumann