Der Sarek                                     3

 

Ausrüstung und Orientierung

Eine zuverlässige Ausrüstung ist im Sarek mehr noch als in seinen Nachbargebieten unerlässlich, da der Sarek keinerlei Einrichtungen
zur Übernachtung bietet. Ein sturmtaugliches Zelt bildet also die Basis neben einer funktionalen, möglichst leichten Ausrüstung.
Ich verwende noch immer mein älteres TNF Westwind®, das auch schon auf früheren Himalaya-Touren zuverlässig war.
Es hat diese Eigenschaft immer noch. Scheinbar unzerstörbar.
Sehr gut sind auch die Hilleberg®, sagt jedenfalls Bo, ihr Entwickler. Etwas fummelig beim Aufbau im Wind, aber superleicht.

Nicht nur empfindliche Naturen denken an Mückenschutz (Chemie und Kopfnetz) und wer die Kraft zum Tragen hat,
sollte auf Kamera und Fernglas mit Regenschutz nicht verzichten.
Nur ausnahmsweise begegnet dann auch man mal einem, der seinen Kompletthaushalt dabei zu haben scheint.

Beschreibung: P1000793.jpg

Auch im Sommer kann es empfindlich kalt werden und mit Schneefällen ist, wie erwähnt, zu rechnen.
Ein Drei-Jahreszeiten Schlafsack, warme Unterbekleidung sowie Windstopper-Shells und Gore-Regenschutz sind daher hier ein Muss.
Wasserdichte Wanderstiefel, eine wärmende Mütze sowie ein regendichter Rucksack und Wanderstock gehören dazu.
Ich mache hier mal etwas (garantiert unbezahlte) Reklame für die handgearbeiten Hochschaft Syncro® von Lundhags aus Järpen/SE. Meiner bescheidenen Meinung nach das Non-Plus-Ultra als absolut wasserdichter Wanderstiefel für Fjälltouren. Leider nicht ganz billig und nur in Skandinavien zu kaufen.

Beschreibung: P1000346.jpg

Es wäre übrigens auch schön, wenn immer an eine mitgeführte Mülltüte gedacht würde, um verschämte Abfall-Depots unter Steinen oder Ästen zu vermeiden, die leider inzwischen auf häufiger begangenen Wegen auch vorkommen.


Die Navigation im Sarek und seiner Umgebung erfolgt am besten per Kompass und Fjällkarte.
GPS-Geräte sind nur bedingt einzusetzen, da vernünftige Kartensoftware für dieses Gebiet noch ebenso fehlt wie die Wegmarkierungen.
Von Garmin® gibt es seit 2008 die "
Topo Sweden-Friluftskartan®", die auch einen Abschnitt für Norra Norrland enthält.
Allerdings ist diese für das Sarekgebiet nicht sonderlich detailliert. Ich finde sie viel schwerer richtig zu lesen als die Karten.
Eine
Fjällkarta®, möglichst imprägniert, wird, gepaart mit einem guten Peilkompass, wohl völlig ausreichend sein.

Östliche Sarekgipfel in der Abendsonne vom Stora Sjöfallet aus gesehen

Beschreibung: BSZ_4299

Karten

Die beste Empfehlung sind die Lantmäteriet-Fjällkartan®:
BD 10 (Gesamtfläche),
oder BD 8 (östlicher Teil) plus BD 9 (westlicher Teil),
weiterhin ev. zusätzlich BD 7 SitasjaureRitsem,
und BD 14 Kvikkjokk – Jäkkvikk, alle Maßstab 1:100.000.

 

Hunde

Das Führen von Hunden in dieser Gegend ist kein einfaches Thema. Im Sarek ist es nach den besonderen Statuten eigentlich verboten.
Im Stora Sjöfallet, wie auch in den anderen Nationalparks, wird es auf ausgewiesenen Wegen und angeleint toleriert.
Da es solche, bis auf den ihn berührenden Kungsleden-Abschnitt im Sarek nicht gibt, ist es eben streng genommen verboten.
Die Sami selbst kümmern sich mit ihren eigenen Hunden aber überhaupt nicht darum und so ist man in den Sami-Sommersiedlungen (Samivisten)
mit Hund auch immer willkommen.
Die Mitnahme –natürlich nur außerhalb der Kabine- auf den beiden größeren Fährbooten im Stora Sjöfallet wird von deren STF-Personal dagegen
vereinzelt recht kritisch gesehen, von anderen Passagieren und den hundebegeisterten Sami aber wiederum sehr positiv. Es ergaben sich schon
viele nette Gespräche, gerade weil die Hunde dabei waren. Lennart Läntha, der Fährmann des Laitaure, transportiert sie sogar "for free" auf seinem Boot.
Führt man Hunde mit, sollten diese aber unbedingt zuverlässig gehorchen und auch auf langen Strecken gewohnt sein, streng bei Fuß oder angeleint zu gehen.
Dies gilt genau genommen für ganz Schweden, in dem im Sommer immer und überall Anleinpflicht herrscht.

Kurzhaar-Collie in „Bergnot“

Beschreibung: BSZ_1041.jpg

Wie dem auch sei, in unserem Fall war, bis auf Gipfelgänge, immer ein Hund – seit 2009 auch zwei - dabei.
Die Kurzhaar-Collies sind sehr gehorsam und da sie nur einen geringen Jagdtrieb haben, sind sie auch in der Wildnis gut zu führen.
Vorläufig halte ich es daher weiter mit Schopenhauer: "Ein Spaziergang ohne Hund ist verlorene Zeit" - eine Trekkingtour eigentlich auch.
Die Organisation des Hundeproviants steht dabei allerdings noch auf einem anderen Blatt – aber es gibt ja Rucksäcke, auch für Hunde…

Es wird im Zelt schon mal etwas eng, „wenn die Jungs mit rein wollen“. Natürlich nur in die Apsis…

Beschreibung: L1030299

 

Schneebälle fangen im Hochsommer auf einem Firnfeld einer Sarek-Höhe im Juli 2009

 

Mücken

Danach wird meist zuerst gefragt, wenn von Trekking-Touren im hohen Norden die Rede ist.
Die Antwort lautet: "Ja, es gibt sie..."-"…und sind es wirklich so viele?"
Nun, allerdings, mit etwas Pech ist der Schlupf im Sommer in manchen Jahren immens. Mensch und Tier können dann sehr unter den
besonders großen nordischen Moskitos leiden. Zu diesen Quälgeistern gesellen sich noch die Kriebelmücken (black flies, Simuliidae spec.),
die sogenannten "Knutts", winzige Beißer, die die Maschen eines normalen Moskitonetzes locker passieren und überall eindringen.
Sie können noch penetranter als die Mücken werden.

Traumlandschaft, auch (und gerade!) für Mücken

Beschreibung: BSZ_0340.jpg


Mehr oder weniger Chemie, gepaart mit geeigneter Kopf- und Körperbedeckung, ev. mit Netz, sowie das umsichtige, "windrichtige" Aufstellen
von Zelt oder Fahrzeug, sind aber doch meist wirkungsvoll. Es empfiehlt sich die "Behausung" vor der Reise entsprechend vorzubereiten.
Die gute Nachricht: Mitte August ist der Spuk vorbei. Und in Höhenlagen entgeht man ihnen auch.

 

Moskitoplage im warmen Sommer 2006

Beschreibung: L1030294

 

Notsituationen

Zwar gibt es inzwischen am Ortseingang in Kvikkjokk, in Porjus und auf dem Weg nach und in Ritsem selbst offensichtlich florierende
Helikopterbasen, von der aus auch - leider in der Saison zu viele - störende Über- oder Vorbeiflüge des Sarek- und Padjelantagebietes
z.B. nach Staloluokta erfolgen. Angeblich alle mit Ausnahmegenehmigungen zu Versorgungs- und Transitzwecken.
Auf eine organisierte Rettung durch deren Betreiber wie in den Alpen darf man sich aber keinesfalls einrichten.
Es gelangen auch keine Fahrzeuge - außer den nur den Sami erlaubten Scootern im Winter - in den Park.
Handys funktionieren wegen der fehlenden Sender nicht, deshalb ist ein Wanderer im Notfall sehr allein.
Zwangslagen gehen oft nicht glimpflich aus. Das einzige Nottelefon mitten im Sarek an der "Mikkastugan" befindet sich bei der Brücke
über den Smajllajákhá, am Taleingang zum Ruotesvágge.
Alle anderen Telefone (Kisuris, Akkastugorna, Partestugorna, Sitojaurestugorna, Tuottarstugorna und Aktse und die des Tarradalen)
liegen außerhalb des Parks.
Mit der mitgeführten Notpfeife am Rucksack kann man aber fast überall einen interessierten Lemming herbeirufen…

Frühherbstlicher Blick vom Tjoares zu den Gipfeln im West-Sarek, Indian-Summer Stimmung im August 2005

Beschreibung: bo2

 

Zugänge in den Nationalpark
Möglichkeiten bis Ende August,
wenn die Fahrpläne der Busse und Fährboote enden

*    Zuganfahrt per Inlandsbana - sehr schön, aber lang - bis Murjek, weiter mit dem Bus nach Jokkmokk und
in die "110KM-Sackgasse" nach Kvikkjokk.
Nur während des Sommers fährt der Bus durch (Gällivare - Vietas - Ritsem / Murjek - Jokkmokk – Kvikkjokk).
Im Sommer zweimal täglich.

Falls man mit einen eigenen Fahrzeug kommt, kann dies auf dem großen Asphaltplatz vor der STF-Fjällstation in Kvikkjokk längere Zeit stehen.
Von hier dem Kungsleden Richtung Sarek folgen. Unmittelbar hinter dem See Stuor Dáhtá, ca. fünf Kilometer vor der Pårtestugan führt ein Weg
zur Påreks Sameviste (kleine Sommersiedlung der Samen) unterhalb des Pårte-Massivs.

Mein Favorit Süd mit dem Auto/Womo: von Jokkmokk auf der Straße 805 kommend vor Kvikkjokk rechts in die Piste nach Tjåmotis zur
Seitevare Kraftstation am Tjaktjajaure-Staudamm abbiegen und an diesem rechts vorbeifahren.
Am Ende der Strecke ist nach ca. 20KM ein Sami-Sammelplatz an der Sitoälvsbron unter Bäumen. Das Fahrzeug steht hier auch über längere Zeit
abgestellt sicher. Kommt man mit dem Bus, kann ein Auto für diese Strecke unter der Tel-Nr. 0971/20012 geordert werden.
Von hier muss man noch etwa 4 ½ Std. Fußmarsch zum Bootsableger der "Cykelstigen" am Laidaure kalkulieren.
Dort vom Sami Lennart Läntha (Anruf per Walkie-Talkie im dortigen Briefkasten) per Motorboot zum Aktse-Hütten-Anleger bringen lassen.
Tel.-Nr. für Extratouren auf Vorbestellung: 070/2228250, im Winter auch per Scooter.
Dessen Frau Anne-Sophie verkauft an ihrem Haus am Aktse-Anleger auch gern im See gefangenen, geräucherten Fisch (arktischer Saibling)
und natürlich selbstgebackenes Brot an hungrige Wanderer.
Spätestens jetzt endet dann die, bisher ja auch schon sehr spärliche, Zivilisation völlig. Von Aktse geht es steil weiter zur Sarek-Grenze am Skierffe.
Von Jokkmokk aus sollte man bis hierher zwei Tage einplanen.
Über den Skierffe
führt dann eine schöne Strecke den Bergrücken oberhalb des Rapadalen entlang weiter zum Rapaselet.

 

Ausläufer des Laidaure zum Rapadalen hin

Beschreibung: L1030283

 

*    Die "Laponia-Variante": mit Schnellbus oder Zug/Inlandsbana bis Gällivare oder Jokkmokk, mit dem Auto oder Bus auf der 45 bis zum
Abzweiger "Laponia" nahe Porjus. Etwa auf halber Strecke weiter nach Ritsem abbiegen.
Auch hier kann das Auto/Womo auf dem Schotterplatz am Anleger in Ritsem ohne Risiko auch über längere Zeit stehen gelassen werden.
Übersetzen mit dem Fährboot "M/S-Storlule" über den Akkajaure nach Änonjálmme
zur Akkastugorna.
Den Padjelantaleden am reißenden Vuojatädno entlang bis Kisuris folgen, über den Fluß Sjnjuftjutisjåkkå verlässt der Pfad den
Stora Sjöfallet Nationalpark und es geht in den Sarek, z.B. zum Ruotesvágge oder Guohpervágge (mein Favorit für den Nord-Ost Einstieg).

*    Alternativ: nicht bis Ritsem fahren, sondern zuvor Abbiegen zum Bootsanleger/Bushaltestelle in Kebnats (Hinweisschild an der Straße).
Mit dem Fähr-Boot "M/S-Langas" über den gleichnamigen See übersetzen zu der wegen des gut besuchten Kungsleden längst zur Kleinsiedlung
ausgebauten Fjällstation Saltoluokta.

Beschreibung: P1000364.jpg

Von dort dem Kungsleden folgen bis zur Sitojaurestugorna.
Hier entweder zum Sarek weiterlaufen Richtung Nunjes/Aktse oder mit dem Boot über den Sitojaure übersetzen lassen zur Rinim Sameviste.
Die dortigen Sami unterhalten Boote für die lange Überfahrt – nicht billig, aber sehr lohnend.
Ab da z.B. über das Basstavágge weiter in den Zentral-Sarek.
Variante: Von der Fjällstation Saltoluokta zur Råseluokta Sameviste laufen und bei den dort ansässigen Sami eine Fahrt über den
Pietsaure
(die Parkgrenze führt entlang der Seemitte) in den Sarek organisieren. Inzwischen geht das auch schon in Saltoluokta, Aushänge beachten.

*    Bootsüberführungen sind auf der gleichen Strecke nach Ritsem bei Björkudden und auch bei Vietas zur Sjöfällstugan Richtung Pietsaure möglich.

*    Nur der Vollständigkeit halber: Einfliegen per Helikopter ("Kallax-Flyg", "Fiskeflyg" etc.) von Kvikkjokk, Saltoluokta, Ritsem oder Jokkmokk aus
- wer denn unbedingt auf diesem mehr als fraglichen Weg kommen muss.

Auf eigener Achse
Reist der Wanderer mit eigenem Fahrzeug an, sollte er die nötige Zeit wegen der teilweise sehr schlechten Straßenzustände und traditionell
extrem langen lappländischen Baustellen - 40km Länge sind im Sommer keine Seltenheit - berücksichtigen.

Beschreibung: p1000495.jpg
Gewalzte Schotterpisten, die wegen der Staubbindung oft stark gesalzen werden, wechseln sich mit rudimentär asphaltierten Schlaglochstrecken ab.
Man merkt eben auch im Sommer, dass hauptsächlich auf Schneedecken gefahren wird.
Erspäht der Fahrer eine kleine Birke mitten auf der Piste, hat ein freundlicher Vorgänger diese in ein besonders tiefes Schlagloch gesteckt, um spätere
Verkehrsteilnehmer zu warnen. Ausweichen also, was bei normal 20-30Km/h aber keine große Sache ist.
Bis 2006 war die Strecke vom Abzweiger Porjus nach Ritsem noch eine 142 Km lange Schotterpiste. Inzwischen wurde hier "stückchenweise" asphaltiert.

Beschreibung: P1000720.jpg

 

Lauf-Distanzen, z.B. die Route von Ritsem nach Kvikkjokk

     Ritsem - Akkastugorna: 10 km (8 km über den Akkajaure)
Akkastugorna - Kisurisstugorna: 14 km
Kisuris - Låddejåkkå: 24 km
Låddejåkkå - Arasluokta: 13 km
Arasluokta - Staloluokta: 12 km
Staloluokta - Tuottar: 19 km
Tuottar - Tarraluoppal: 11 km
Tarraluoppal - Såmmarlappa: 15 km
Såmmarlappa - Tarrekaise: 13 km
Tarrekaise - Njunjes: 7 km
Njunjes - Kvikkjokk: 11 km

 

Ein Abstellplatz für die Boote der Sami am Akkajaure-Ufer in Ritsem mit dem Akkamassiv gegenüber, Stora Sjöfallet Nationalpark 2009.
Für eine Woche geduldet auch für ein zurückgelassenes Womo, während dessen Bewohner auf der anderen Seite wandern.
Bisher habe ich in dieser Gegend noch kein anderes angetroffen, es steht hier aber n.m.E. sehr sicher.
Hierher kann man nach einer Tour mit dem Schnellbus von Kvikkjokk aus wieder zurückkehren. Die Fahrt dauert allerdings.

Beschreibung: BSZ_4269

Der inzwischen völlig desolate Anleger des Fährboots "M/S-Storlule". Der Akkajaure hat seit Sommer 2008 leider fortschreitend extremes Niedrigwasser
wegen der überdurchschnittlichen Wassernutzung der letzten Jahre in den stromerzeugenden Staustufen unterhalb.
Die Anleger gegenüber in Anönjalme und Vaisaluokta sind übrigens auch nicht mehr in Funktion, das „Entern“ des Bootes ist nicht ganz einfach.
Ohne das Fährboot kommt man von Ritsem aber sonst nur noch per Privatboot der Samen auf die andere Seite z.B. zur Akkastugorna. Nicht ganz billig.

Beschreibung: BSZ_4096

 

 

              Beschreibung: www_3d-g

 

 

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©2011 Burkhard Schumann