Der Sarek 3
Ausrüstung und Orientierung
Eine zuverlässige Ausrüstung
ist im Sarek mehr noch als in seinen Nachbargebieten unerlässlich,
da der Sarek keinerlei Einrichtungen
zur Übernachtung bietet. Ein sturmtaugliches Zelt bildet also die Basis
neben einer funktionalen, möglichst leichten Ausrüstung.
Ich verwende noch immer mein älteres TNF Westwind®, das auch schon auf
früheren Himalaya-Touren zuverlässig war.
Es hat diese Eigenschaft immer noch. Scheinbar unzerstörbar.
Sehr gut sind auch die Hilleberg®, sagt
jedenfalls Bo, ihr Entwickler. Etwas fummelig beim Aufbau im Wind, aber
superleicht.
Nicht nur empfindliche Naturen denken an Mückenschutz (Chemie und Kopfnetz) und wer die Kraft zum Tragen hat,
sollte auf Kamera und Fernglas mit Regenschutz nicht verzichten.
Nur ausnahmsweise begegnet dann auch man mal einem, der seinen Kompletthaushalt dabei zu haben scheint.
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Auch im Sommer kann es empfindlich kalt werden und mit
Schneefällen ist, wie erwähnt, zu rechnen. |
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Es wäre übrigens auch schön, wenn immer an eine
mitgeführte Mülltüte gedacht würde, um verschämte
Abfall-Depots unter Steinen oder Ästen zu vermeiden, die leider
inzwischen auf häufiger begangenen Wegen auch vorkommen. |
Die Navigation im Sarek und seiner
Umgebung erfolgt am besten per Kompass und Fjällkarte.
GPS-Geräte sind nur bedingt einzusetzen, da vernünftige
Kartensoftware für dieses Gebiet noch ebenso fehlt wie die Wegmarkierungen.
Von Garmin® gibt es seit 2008 die "Topo Sweden-Friluftskartan®", die
auch einen Abschnitt für Norra Norrland
enthält.
Allerdings ist diese für das Sarekgebiet nicht
sonderlich detailliert. Ich finde sie viel schwerer richtig zu lesen als die
Karten.
Eine Fjällkarta®,
möglichst imprägniert, wird, gepaart mit einem guten Peilkompass, wohl völlig
ausreichend sein.
Östliche Sarekgipfel in der
Abendsonne vom Stora Sjöfallet aus gesehen
Karten
Die beste Empfehlung sind die Lantmäteriet-Fjällkartan®:
BD 10 (Gesamtfläche),
oder BD 8 (östlicher Teil) plus BD 9 (westlicher Teil),
weiterhin ev. zusätzlich BD 7 Sitasjaure – Ritsem,
und BD 14 Kvikkjokk – Jäkkvikk, alle Maßstab 1:100.000.
Hunde
Das Führen von Hunden in dieser Gegend ist kein einfaches
Thema. Im Sarek ist es nach den
besonderen Statuten eigentlich verboten.
Im Stora Sjöfallet, wie auch in
den anderen Nationalparks, wird es auf ausgewiesenen Wegen und angeleint
toleriert.
Da es solche, bis auf den ihn berührenden Kungsleden-Abschnitt im Sarek nicht gibt, ist es eben streng
genommen verboten.
Die Sami selbst kümmern sich mit ihren eigenen Hunden aber überhaupt
nicht darum und so ist man in den Sami-Sommersiedlungen (Samivisten)
mit Hund auch immer willkommen.
Die Mitnahme –natürlich nur außerhalb der Kabine- auf den
beiden größeren Fährbooten im Stora Sjöfallet wird von deren STF-Personal dagegen
vereinzelt recht kritisch gesehen, von anderen Passagieren und den
hundebegeisterten Sami aber wiederum sehr positiv. Es ergaben sich schon
viele nette Gespräche, gerade weil die Hunde dabei waren. Lennart Läntha, der Fährmann des Laitaure, transportiert sie sogar
"for free" auf
seinem Boot.
Führt man Hunde mit, sollten diese aber unbedingt zuverlässig
gehorchen und auch auf langen Strecken gewohnt sein, streng bei Fuß oder
angeleint zu gehen.
Dies gilt genau genommen für ganz Schweden, in dem im Sommer immer und
überall Anleinpflicht herrscht.
Kurzhaar-Collie
in „Bergnot“
Wie dem auch sei, in unserem Fall war, bis auf Gipfelgänge,
immer ein Hund – seit 2009 auch zwei - dabei.
Die Kurzhaar-Collies sind sehr gehorsam und da sie nur einen geringen
Jagdtrieb haben, sind sie auch in der Wildnis gut zu führen.
Vorläufig halte ich es daher weiter mit Schopenhauer: "Ein
Spaziergang ohne Hund ist verlorene Zeit" - eine Trekkingtour eigentlich
auch.
Die Organisation des Hundeproviants steht dabei allerdings noch auf einem
anderen Blatt – aber es gibt ja Rucksäcke, auch für
Hunde…
Es wird im Zelt schon mal etwas eng, „wenn die Jungs mit
rein wollen“. Natürlich nur in die Apsis…
Schneebälle fangen im Hochsommer
auf einem Firnfeld einer Sarek-Höhe im Juli 2009
Mücken
Danach wird meist zuerst gefragt, wenn
von Trekking-Touren im hohen Norden die Rede ist.
Die Antwort lautet: "Ja, es gibt sie..."-"…und sind es
wirklich so viele?"
Nun, allerdings, mit etwas Pech ist der Schlupf im Sommer in manchen Jahren
immens. Mensch und Tier können dann sehr unter den
besonders großen nordischen Moskitos leiden. Zu diesen Quälgeistern
gesellen sich noch die Kriebelmücken (black flies, Simuliidae spec.),
die sogenannten "Knutts", winzige
Beißer, die die Maschen eines normalen Moskitonetzes locker passieren und
überall eindringen.
Sie können noch penetranter als die Mücken werden.
Traumlandschaft,
auch (und gerade!) für Mücken
Mehr oder weniger Chemie, gepaart mit geeigneter Kopf- und
Körperbedeckung, ev. mit Netz, sowie das umsichtige,
"windrichtige" Aufstellen
von Zelt oder Fahrzeug, sind aber doch meist wirkungsvoll. Es empfiehlt sich
die "Behausung" vor der Reise entsprechend vorzubereiten.
Die gute Nachricht: Mitte August ist der Spuk vorbei. Und in Höhenlagen
entgeht man ihnen auch.
Moskitoplage im warmen Sommer 2006
Notsituationen
Zwar gibt es inzwischen am Ortseingang in Kvikkjokk, in Porjus und auf
dem Weg nach
und in Ritsem selbst offensichtlich florierende
Helikopterbasen, von der aus auch - leider in der Saison zu viele -
störende Über- oder Vorbeiflüge des Sarek- und Padjelantagebietes
z.B. nach Staloluokta erfolgen. Angeblich alle
mit Ausnahmegenehmigungen zu Versorgungs- und Transitzwecken.
Auf eine organisierte Rettung durch deren Betreiber wie in den Alpen darf man
sich aber keinesfalls einrichten.
Es gelangen auch keine Fahrzeuge - außer den nur den Sami erlaubten Scootern im Winter - in den Park.
Handys funktionieren wegen der fehlenden Sender nicht, deshalb ist ein Wanderer
im Notfall sehr allein.
Zwangslagen gehen oft nicht glimpflich aus. Das einzige Nottelefon mitten im Sarek
an der "Mikkastugan"
befindet sich bei der Brücke
über den Smajllajákhá,
am Taleingang zum Ruotesvágge.
Alle anderen Telefone (Kisuris, Akkastugorna, Partestugorna,
Sitojaurestugorna, Tuottarstugorna
und Aktse
und die des Tarradalen)
liegen außerhalb des Parks.
Mit der mitgeführten Notpfeife am Rucksack kann man aber fast überall
einen interessierten Lemming herbeirufen…
Frühherbstlicher Blick vom Tjoares
zu den Gipfeln im West-Sarek, Indian-Summer Stimmung im August 2005
Zugänge in den Nationalpark
Möglichkeiten bis Ende August, wenn die Fahrpläne
der Busse und Fährboote enden
Zuganfahrt per Inlandsbana
- sehr schön, aber lang - bis Murjek,
weiter mit dem Bus nach Jokkmokk und
in die "110KM-Sackgasse" nach Kvikkjokk.
Nur während des Sommers fährt der Bus durch (Gällivare - Vietas - Ritsem
/ Murjek - Jokkmokk – Kvikkjokk).
Im Sommer zweimal täglich.
Falls man mit einen
eigenen Fahrzeug kommt, kann dies auf dem großen Asphaltplatz vor der
STF-Fjällstation in Kvikkjokk längere Zeit stehen.
Von hier dem Kungsleden Richtung
Sarek folgen. Unmittelbar hinter dem See Stuor Dáhtá, ca. fünf
Kilometer vor der Pårtestugan führt
ein Weg
zur Påreks Sameviste
(kleine Sommersiedlung der Samen)
unterhalb des Pårte-Massivs.
Mein Favorit Süd mit
dem Auto/Womo: von Jokkmokk auf der Straße 805 kommend vor Kvikkjokk
rechts in die Piste nach Tjåmotis
zur
Seitevare Kraftstation am Tjaktjajaure-Staudamm abbiegen und an diesem
rechts vorbeifahren.
Am Ende der Strecke ist nach ca. 20KM ein Sami-Sammelplatz an der Sitoälvsbron
unter Bäumen. Das Fahrzeug steht hier auch über längere Zeit
abgestellt sicher. Kommt man mit dem Bus, kann ein Auto für diese Strecke
unter der Tel-Nr. 0971/20012 geordert werden.
Von hier muss man noch etwa 4 ½ Std. Fußmarsch zum Bootsableger
der "Cykelstigen"
am Laidaure kalkulieren.
Dort vom Sami Lennart Läntha (Anruf per
Walkie-Talkie im dortigen Briefkasten) per Motorboot zum Aktse-Hütten-Anleger bringen lassen.
Tel.-Nr. für Extratouren auf Vorbestellung: 070/2228250, im Winter auch
per Scooter.
Dessen Frau Anne-Sophie verkauft an ihrem Haus am Aktse-Anleger auch gern im See gefangenen, geräucherten Fisch
(arktischer Saibling)
und natürlich selbstgebackenes Brot an hungrige Wanderer.
Spätestens jetzt endet dann die, bisher ja auch schon sehr spärliche,
Zivilisation völlig. Von Aktse geht es steil weiter zur Sarek-Grenze am Skierffe.
Von Jokkmokk aus sollte man
bis hierher zwei Tage einplanen.
Über den Skierffe führt dann eine schöne
Strecke den Bergrücken oberhalb des Rapadalen
entlang weiter zum Rapaselet.
Ausläufer
des Laidaure zum Rapadalen hin
Die "Laponia-Variante": mit Schnellbus oder Zug/Inlandsbana bis Gällivare oder
Jokkmokk, mit dem Auto oder Bus auf der 45 bis zum
Abzweiger "Laponia" nahe Porjus. Etwa auf halber Strecke weiter
nach Ritsem abbiegen.
Auch hier kann das Auto/Womo auf dem Schotterplatz am
Anleger
in Ritsem ohne Risiko auch über längere
Zeit stehen gelassen werden.
Übersetzen mit dem Fährboot "M/S-Storlule"
über den Akkajaure
nach Änonjálmme zur Akkastugorna.
Den Padjelantaleden am reißenden Vuojatädno entlang bis Kisuris folgen, über den Fluß
Sjnjuftjutisjåkkå
verlässt der Pfad
den
Stora Sjöfallet Nationalpark und
es geht in den Sarek, z.B. zum Ruotesvágge
oder Guohpervágge
(mein Favorit für den Nord-Ost Einstieg).
Alternativ: nicht bis Ritsem fahren, sondern zuvor Abbiegen
zum Bootsanleger/Bushaltestelle in Kebnats
(Hinweisschild an der Straße).
Mit dem Fähr-Boot "M/S-Langas"
über den gleichnamigen See übersetzen zu der wegen des gut besuchten Kungsleden längst zur Kleinsiedlung
ausgebauten Fjällstation Saltoluokta.
Von dort dem Kungsleden folgen bis zur Sitojaurestugorna.
Hier entweder zum Sarek weiterlaufen
Richtung Nunjes/Aktse oder
mit dem Boot über den Sitojaure übersetzen lassen zur Rinim
Sameviste.
Die dortigen Sami unterhalten Boote für die lange Überfahrt –
nicht billig, aber sehr lohnend.
Ab da z.B. über das Basstavágge
weiter in den Zentral-Sarek.
Variante: Von der Fjällstation Saltoluokta
zur Råseluokta Sameviste
laufen und bei den
dort ansässigen Sami eine Fahrt über
den
Pietsaure (die Parkgrenze führt entlang der
Seemitte) in den Sarek organisieren. Inzwischen geht das auch schon in Saltoluokta,
Aushänge beachten.
Bootsüberführungen
sind auf der gleichen Strecke nach Ritsem
bei Björkudden
und auch bei Vietas
zur Sjöfällstugan
Richtung Pietsaure möglich.
Nur der
Vollständigkeit halber: Einfliegen per Helikopter ("Kallax-Flyg", "Fiskeflyg"
etc.) von Kvikkjokk, Saltoluokta, Ritsem oder Jokkmokk aus
- wer denn unbedingt auf diesem mehr als fraglichen Weg kommen muss.
Auf eigener Achse
Reist der Wanderer mit eigenem Fahrzeug an, sollte er die
nötige Zeit wegen der teilweise sehr schlechten Straßenzustände
und traditionell
extrem langen lappländischen Baustellen - 40km Länge sind im Sommer
keine Seltenheit - berücksichtigen.
Gewalzte Schotterpisten,
die wegen der Staubbindung
oft stark gesalzen werden, wechseln sich mit rudimentär asphaltierten
Schlaglochstrecken ab.
Man merkt eben auch im Sommer, dass hauptsächlich auf Schneedecken
gefahren wird.
Erspäht der Fahrer eine kleine Birke mitten auf der Piste, hat ein
freundlicher Vorgänger diese in ein besonders tiefes Schlagloch gesteckt,
um spätere
Verkehrsteilnehmer zu warnen. Ausweichen also, was bei normal 20-30Km/h aber
keine große Sache ist.
Bis 2006 war die Strecke vom Abzweiger Porjus nach Ritsem
noch eine 142 Km lange Schotterpiste. Inzwischen wurde hier
"stückchenweise" asphaltiert.
Lauf-Distanzen, z.B. die Route von Ritsem nach Kvikkjokk
Ritsem - Akkastugorna: 10 km (8 km über den Akkajaure)
Akkastugorna - Kisurisstugorna:
14 km
Kisuris - Låddejåkkå:
24 km
Låddejåkkå - Arasluokta:
13 km
Arasluokta - Staloluokta:
12 km
Staloluokta - Tuottar: 19
km
Tuottar - Tarraluoppal:
11 km
Tarraluoppal - Såmmarlappa:
15 km
Såmmarlappa - Tarrekaise:
13 km
Tarrekaise - Njunjes: 7
km
Njunjes - Kvikkjokk:
11 km
Ein Abstellplatz
für die Boote der Sami am Akkajaure-Ufer in
Ritsem mit dem Akkamassiv gegenüber, Stora
Sjöfallet Nationalpark 2009.
Für eine Woche geduldet auch für ein zurückgelassenes Womo, während dessen Bewohner auf der anderen Seite
wandern.
Bisher habe ich in dieser Gegend noch kein anderes angetroffen, es steht hier
aber n.m.E. sehr sicher.
Hierher kann man nach einer Tour mit dem Schnellbus von Kvikkjokk aus wieder
zurückkehren. Die Fahrt dauert allerdings.
Der inzwischen
völlig desolate Anleger des Fährboots "M/S-Storlule".
Der Akkajaure hat seit Sommer 2008 leider
fortschreitend extremes Niedrigwasser
wegen der überdurchschnittlichen Wassernutzung der letzten Jahre in den
stromerzeugenden Staustufen unterhalb.
Die Anleger gegenüber in Anönjalme und Vaisaluokta sind übrigens auch nicht mehr in Funktion,
das „Entern“ des Bootes ist nicht ganz einfach.
Ohne das Fährboot kommt man von Ritsem aber sonst nur noch per Privatboot
der Samen auf die andere Seite z.B. zur Akkastugorna. Nicht ganz billig.
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©2011 Burkhard
Schumann