Der Sarek                                     2

 

Das Wetter

Die klimatischen Verhältnisse im Sarek sind differenziert. Die Regionen westlich des Rapadalen stehen noch unter den Einfluss des Atlantiks.
Wechselhaftes Wetter ist die Folge. Die Sommer sind feucht und kühl. Die Winter sind vergleichsweise mild.
Der Ausdruck "mild" meint hier aber die klimatischen Verhältnisse der Arktis und kann nicht mit unserem mitteleuropäischen Klima verglichen werden.

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Die östlichen Gebirgszüge liegen dagegen im Einflussbereich des Kontinentalklimas.
Das Wetter ist stabiler, was aber nicht bedeutet, dass es dort weniger oft regnet, die Gesamtniederschlagsmenge ist aber etwa halbiert.
Sie liegt pro Jahr im Westteil bei 1800 bis 2000 Millimeter, im Ostteil zwischen 400 und 1000 Millimeter.
Dies sind die statistischen Werte, de facto regnet es aber an "zwei von drei Tagen", oder es ist mindestens sehr bedeckt und nieselig.
In der ganzen Region können in kürzester Zeit extreme Mengen an Niederschlag fallen.
Der West-Sarek gehört zu den regenreichsten Regionen Skandinaviens.

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Die Sommer im Ostteil sind für nördliche Verhältnisse eher warm und auch trockener.
Die Winter sind mit Temperaturen bis zu -45°C extrem kalt.

Die Fjällwinde wehen häufig aus westlichen Richtungen und erzwingen den Wolkenanstieg über die Berge.
Wenn sie sich auf typische Weise tief unter den Fjällgipfeln im wahrsten Sinne hindurchwinden, ist mit raschem Wetterwechsel
innerhalb von Minuten zu rechnen.
In den höheren Luftschichten gefriert der Wasserdampf und fällt aus geringer Höhe als Schnee oder Hagel.
Bei niedriger Wolkendecke kann es dann sogar mitten im Sommer schneien, die Temperatur fällt rapide.
Wer das mal auf freiem Plateau mit entsprechender Wucht - und wohlmöglich mit zwei Schutz suchenden Hunden zwischen
den Beinen - erlebt hat, freut sich anschließend maßlos darüber, endlich ein nasses Zelt aufbauen zu können...
Besser, wenn man zuvor geeigneteres Gelände aufsuchen konnte.

Die beiden Klimazonen im Park bieten jedoch die besonderen Möglichkeiten jeder Wetterscheide.
Sollte im Padjelanta-Gebiet und West-Sarek eine weiterhin absehbar stabile Regensituation herrschen, kann eine Tour mit besseren Aussichten
eventuell in den Osten des Parks verlegt werden - wenn man dies organisieren kann.

Natürlich kann nicht verschwiegen werden, dass es auch fantastisch helle Sonnentage in der Region gibt.
Es ist im Sommer dann schnell so warm wie am Mittelmeer, und da auf den Höhen kaum Mücken fliegen, reicht ein T-shirt.

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Einige andere Bilder (Links) dieser Seite zeugen ja auch davon. Akka, wie es sich auf diesen Seiten in klarer Fernsicht zeigt,
hatte sich 2007 zuvor exakt zwei Wochen lang in Nebel und Regen gehüllt. Dann kam innerhalb zweier Stunden mit Macht die Sonne durch.

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Man muss aber damit rechnen, ein Zeitfenster ohne nennenswerte Aufklarung zu erwischen, wobei das aber unbedingt auch seinen
besonderen Reiz hat, schließlich kam man ja in den Norden Lapplands.

 

Sturm über dem West-Sarek. Das Wetter kann am selben Nachmittag von freundlich-klar auf bedrohlich wechseln.

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Natur

Einige Arten der Fjällflora und -fauna sind einzigartig und kommen nur in der Sarekregion vor.
Nichtsdestoweniger sind wie überall im hohen Norden Vögel und Säugetiere nicht sonderlich zahlreich.
Dem Besucher wird es leider wohl eher selten gelingen, einem der "großen Vier": Braunbär, Luchs, Vielfraß und Polarfuchs direkt zu begegnen.
Vor allem hat er dann garantiert keine Kamera griffbereit, viel zu selten sind die leider immer noch Bejagten…
Die innerhalb Schwedens eigentlich nur noch im Sarek zu kapitaler Größe heranwachsenden Elche trifft er schon eher mal, ebenso streift auch eine Falkenraubmöwe vorbei oder ein vorsichtiger Berglemming entwischt.

Häufiger und gar nicht mal scheu ist der Birkenzeisig. Die Spornammer und das arktische Blaukelchen sind seltener.
In höheren Lagen trifft man auf Sandregenpfeifer und Alpen-Schneehuhn.
Ich hatte manchmal Glück und auch eine lange Brennweite mitgeschleppt…

Und natürlich sind die häufiher vorbeistampfenden Rentiere der Samen nicht zu vergessen. Die Herden bleiben während des Sommers auf den fruchtbaren "Fjällweiden".

 

Der Winter kündigt sich an, September 2009.

Neugieriger Birkenzeisig (Carduelis flammea, )

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Rotsterniges Blaukehlchen (Luscinia svecica cyanecula, )

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Kranich (Grus grus) mit Nachwuchs

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Rauhfußbussard (Buteo lagopus), ältestes Küken von drei Nestlingen, unmittelbar vor dem Flüggewerden

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Die jungen Jäger waren 2007 eine Episode für sich.
Der Skipper des Fährbootes "M/S-Storlule" bemerkte auf der Überfahrt von Ritsem nach Änonjálmme mit Blick auf mein mitgeführtes
Teleobjektiv, er wisse eine Stelle mit "hawks" in einer Schlucht in der Umgebung.
Weil wir uns bereits kannten, würde er mich hinführen – das sei doch mal ein interessantes Motiv.
Nach der Rückkehr vom Sarek meldete ich mich und er leitete mich zusammen mit seinem Bootshelfer zu dem besagten Steilhang.
Mit dessen Hilfe konnte ich mich ein Stück zum Horst auf der Felskante abseilen, so dass noch einige Bilder entstanden.
Gerade noch knapp vor dem Erstflug des ältesten. Die "chicken", eigentlich ja Bussarde, waren zwei Tage zuvor noch von Mitgliedern der
Svenska Ornithologiska Förening beringt worden. Unglaublich, hier am Ende der Welt, ein Treffen von Vogelfreunden…

Das jüngste Küken auf dem Felsvorsprung, die Atzung der Eltern erwartend

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Kampfläufer (Philomachus pugnax)

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Singschwan (Cygnus cygnus)

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Weißwangengänse (Branta leucopsis)

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Das Turistbyrå in Jokkmokk schreibt zur Natur des Sarek dies:

"…Die Fjällnatur zeigt eine Palette der Extreme. Die kahl gefegten Ebenen weisen ganzjährig ein trockenes wüstenähnliches Klima auf.
Im Bereich der Schneefelder ist nur eine kalte, feuchte und schattige Wachstumsperiode möglich.
Die Pflanzendecke der Gebirgsheiden wird von einigen wenigen widerstandsfähigen Arten gebildet.
Gleichzeitig stellen jedoch die Blumenwiesen in den Wiesenbirkenwäldern der Fjälls die fruchtbarsten Regionen des Landes dar.
Eine Wanderung auf einem Höhenwanderweg gleicht einer Wanderung durch die Jahreszeiten.
"

 

Und dann steht man auch schon einmal plötzlich spätabends direkt vor einem Elch, wenn hier auch nur vor einem Halbstarken.

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…der sich, ebenso erschrocken, schnell wieder trollte.

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©2011 Burkhard Schumann